Ortstermin: Südumgehung Wesel


Auf Initiative der SPD-Kreistagsfraktion fand am 13.12.2023 eine Informationsveranstaltung des Landesbetriebs Straßen NRW für die Mitglieder der Ausschüsse für Bauen und Abfallwirtschaft und des Umweltausschusses zunächst im Kreishaus und anschließend mit einer Besichtigung der Baustelle statt. Gabriele Wegner, umweltpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, hat das Treffen mit den Herren Schmidt und Schlüter von Straßen NRW sowie den beiden Ausschüssen initiiert. Die Ausschussmitglieder der Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und FDP haben teilgenommen.

Im Mittelpunkt standen Fragen der Bürgerinnen und Bürger, die die SPD-Fraktion angesprochen hat. Inwieweit sind die Anwohner von den Baumaßnahmen betroffen und welche Minimierungsmaßnahmen hat der Landesbetrieb ergriffen? Auch Fragen nach dem Landschaftsverbrauch und Eingriffe in die Natur stellten ein wichtiges Anliegen.

Alexander Schlüter stellte für Straßen NRW das Gesamtprojekt vor und erläuterte wichtige Zwischenschritte. Ursprünglich war geplant, die Baumaßnahme 2024 abzuschließen, nach aktuellem Stand wird es 2030. Der Kostenrahmen liegt bei
220 Mio. € – diese Kostenschätzung wurde allerdings vor Corona, vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und vor dem allgemein starken Anstieg der Baukosten erstellt. Bisher wurde bereits die Hälfte der anfangs geplanten Finanzmittel ausgegeben.

Bei diesen hohen Kosten stellte sich die Frage, warum eine solche Umgehungsstraße überhaupt erforderlich sei: Bei dieser wichtigen Verkehrsverbindung zwischen der A 57 und der A 3 liegt das Verkehrsaufkommen aktuell bei 23.500 PKW/Tag – nach Fertigstellung der Umgehung werden es voraussichtlich 18.500 PKW weniger sein, die pro Tag durch Wesel fahren. Leidgeprüfte Aufofahrer*innen kennen den täglichen Stau auf der Weseler Rheinbrücke nur zu gut.

Die Gesamtlänge der Baumaßnahme beträgt 3,8 km, so H. Schlüter. An der Wackenbrucher Str. wird es eine Autobrücke geben, bei der Straße „Kiek in den Busch“ eine einfachere Brücke für Radfahrer und Fußgänger. Lärmschutzwände und ein Tunnel sollen Anwohner*innen langfristig entlasten. Der Tunnel in Fusternberg wird 360 Meter lang und stellt den 3. und letzten Bauabschnitt dar.
Da die B 58 n keine Radwege erhält, wird der Radverkehr weiterhin über die B 8 geführt. Die Fahrradfahrer*innen radeln auch in Zukunft über die alte Lippebrücke – die später ebenfalls durch ein anderes Bauwerk ersetzt werde.

Die im Bau befindliche Brücke über die Lippe soll im Mai 2024 an Ort und Stelle gebracht werden, wofür per Kran die bis zu 220 Tonnen schweren Stahlbauteile auf die Pfeiler gehoben werden. Zuvor werden die einzelnen Brückenteile vor Ort per Schweißnaht verbunden.

Die Umgehungsstraße streift eine Altlast im Süden von Wesel. Die Kosten für die Sanierung dieser zwei Bereiche liegen voraussichtlich bei 6 Mio. €.
Auch die Untersuchung auf Kampfmittel und die Räumung von Verdachtsflächen gehen ins Geld: Weitere 1,5 Mio. € sind hierfür angefallen.

Zurzeit werden die Brückenpfeiler an und in der Lippe hergestellt. Wenn das jetzt erwartete Hochwasser tatsächlich eintritt, wird die Baustelle überflutet werden – weitergearbeitet werden kann dann erst, wenn das Wasser wieder abgeflossen ist.

Die künftige Brücke ist so konzipiert, dass sie einem HQ 100, also einem statistisch angenommenen hundertjährigen Hochwasser und sogar 60cm darüber hinaus ohne Probleme standhält.

Als erster Teil des ökologischen Ausgleichs für den Eingriff und den Flächenverbrauch wurde vor rund 10 Jahren bereits die neue Lippemündung naturnah gestaltet. Weitere Finanzmittel werden dem Lippeverband zur Verfügung gestellt, um zusätzliche Abschnitte der Lippe zu renaturieren.

Auf die Frage nach den Interessen der Anwohner*innen berichtete H. Schlüter, dass es bereits im Juni 2023 eine Bürgerversammlung am Fusternberg gegeben habe, bei der mit vielen Betroffenen der direkte Austausch gesucht wurde. Eine ähnliche Informationsveranstaltung ist für das Jahr 2024 geplant. Enteignungen werden aus derzeitiger Sicht nicht notwendig sein.

Dr. Peter Paic, Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag, bat Straßen NRW darum, die Weseler Bürger*innen, insbesondere die Anwohner*innen, weiter auf dem Laufenden zu halten. Er bedankte sich zum Abschluss insbesondere bei den Herren Schmidt und Schlüter vom Landesbetrieb Straßen NRW für die überaus informative und interessante Veranstaltung über dieses bedeutende Kreis Weseler Verkehrsprojekt.